„Meine Ochsen sind keine Weltenbummler“

Der folgende Text ist als Teil der Serie „Bäuerin sein“ in den Tennengauer Nachrichten erschienen:

Laut einer Erhebung der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen wurden 2021 rund 43.000 lebende Kälber aus Österreich exportiert – nach Italien, Spanien, Polen und andere Länder. Im gleichen Zeitraum wiederum wurde das Fleisch von 68.000 im Ausland geschlachteten Kälbern importiert. Doch warum sollte sich dieser Kreislauf nicht auf einen viel kleineren, regionaleren Maßstab reduzieren lassen?

Mit dieser Frage im Hinterkopf und dem Anspruch, ein Produkt mit ausgezeichneter Qualität zu schaffen, richteten wir unseren Hof vor einigen Jahren völlig neu aus. Standen in unserem Stall und auf unseren Weideflächen zuvor Milchkühe, sind es nun Ochsen der Rasse Pinzgauer – auf Partnerbetrieben in unserer Region geboren, verbringen sie dann ihr weiteres Leben an unserem Hof. Sämtliches Futter kommt von den hofeigenen Feldern und um die Wege auch im letzten Teil des Kreislaufes so kurz wie möglich zu halten, erfolgt die Schlachtung beim nahegelegenen Metzger und der Verkauf des Fleisches direkt bei uns am Hof. 

So beschränkt sich der gesamte Weg, von der Geburt bis zur Schlachtung, auf das Land Salzburg, wodurch die Zertifizierung mit dem SalzburgerLand Herkunftskennzeichen für uns die logische Vervollständigung eines ganzen Katalogs an Kennzeichen war, von Bio Austria bis AMA GENUSSREGION.

Diese Strukturen aufzubauen und in weiterer Folge tagtäglich zu betreuen und weiterzuentwickeln erfordern hohe Zeitaufwände – höher, als wir anfangs vermutet hatten. Einen Gutteil meiner Zeit verbringe ich mit organisatorischen Aufgaben, außerdem bin ich telefonisch für diejenigen unserer Kunden erreichbar, die das persönliche Gespräch mit mir der Reservierung auf unserer Webseite bevorzugen. Dem zum Trotz ist ein gut durchdachter Internetauftritt für uns zentraler und unverzichtbarer Bestandteil unserer Vermarktungsstrategie und der beste Ort, um unsere eigenen Ansprüche an Regionalität und Qualität zu vermitteln. Glücklicherweise können wir hierbei inzwischen auf selbst angeeignetes Know-How innerhalb der Familie zurückgreifen.

Ein wertvolles Produkt – noch dazu tierischen Ursprungs – sollte meiner Meinung nach mit Respekt behandelt werden. Ein Umstand, den wir auch abseits der traditionellen bäuerlichen Aufgaben widerspiegeln und unseren Kunden näherbringen wollen. Dabei handelt es sich aber um keine Einbahnstraße, sondern um einen lebhaften Austausch von Anregungen, Ideen und Werten, mit der Notwendigkeit – aber auch Freiheit – sich laufend weiterzuentwickeln. Nur eines ist damit sicher – herumgebummelt wird bei uns am Pillhof nicht!

(Sandra Weiß – 10.11.2022)